Pleite in der Nations League Ronaldo schockt Deutschland – DFB-Elf verpasst Finale

In einer umkämpften Partie erwischt die deutsche Mannschaft den besseren Start und bestimmt das Spiel. Dann aber wendet sich das Blatt – innerhalb weniger Minuten.
Die deutsche Nationalmannschaft hat das Endspiel der Nations League verpasst. Im Halbfinale gegen Portugal verlor die DFB-Elf in München am Mittwochabend trotz 1:0-Führung noch mit 1:2 (0:0) und steht am kommenden Sonntag nun im Spiel um Platz drei.
Florian Wirtz hatte die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann in Führung gebracht (48.), aber innerhalb weniger Minuten drehte Portugal durch Francisco Conceição (63.) und Cristiano Ronaldo (68.) das umkämpfte Spiel. Spätestens ab diesem Zeitpunkt waren die Gäste gleichwertig und verdienten sich den Erfolg.
"Die erste Halbzeit war okay, wir schießen das 1:0. Dann war gefühlt bei uns ein kompletter Bruch im Spiel", analysierte DFB-Verteidiger Robin Koch am ZDF-Mikrofon und ergänzte: "Wir kamen mit dem Ball fast gar nicht mehr in gefährliche Räume und Portugal hat dann immer mehr Spielanlagen bekommen." Die deutsche Mannschaft trifft nun im Spiel um Platz drei auf den Verlierer der Partie Spanien – Frankreich (Donnerstag ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online).
Finale
Sonntag, 08.06.
Der Anpfiff zur Partie wurde zuvor um zehn Minuten verzögert, weil ein Unwetter das Aufwärmprogramm zwischenzeitlich verhagelte. Kurz nachdem die Torhüter um Rückkehrer Marc-André ter Stegen den Rasen zum Warmmachen betreten hatten, mussten sie vor dem Gewitter mit großen Hagelkörnern wieder in die Kabine fliehen. Das Unwetter zog aber relativ schnell weiter und der slowenische Schiedsrichter Slavko Vinčić gab den Platz frei.
So lief das Spiel
"Wir brennen alle darauf, auch wenn es nur ein Step ist. Aber es soll ein Step werden", hatte Nagelsmann vor dem Anpfiff im ZDF über die Bedeutung des Spiels gesagt. Der Bundestrainer bot eine Dreier-Abwehrkette mit dem Frankfurter Robin Koch in zentraler Position auf. Die taktische Idee dürfte gewesen sein, das Zentrum gegen die spielstarken Portugiesen zu verdichten.
Dies klappte in den Anfangsminuten aber nur bedingt, die Gäste waren vor allem beim Umschalten mit ihrem variablen Positionsspiel gefährlich. Der mittlerweile 40-jährige Ronaldo kam so in seinem 220. Länderspiel früh zu zwei Torchancen (7. und 15. Minute).
Nach einer Viertelstunde baute die DFB-Elf mehr Druck auf den Gegner auf und kam zu ersten guten Chancen. Debütant Nick Woltemade (19.) und Leon Goretzka (21.) scheiterten innerhalb kürzester Zeit jeweils am glänzend parierenden Torwart Diogo Costa. Über die rechte Seite machte Kimmich, der vor dem Anpfiff für sein Jubiläumsspiel geehrt worden war, viel Betrieb. Auch verbal führte der Kapitän seine Mitspieler an.
Immer wieder zeigten sich jedoch Abstimmungsprobleme – bedingt durch zahlreiche Ausfälle, darunter auch der von Ausnahmespieler Jamal Musiala. Stuttgarts Shootingstar Woltemade arbeitete zwar viel, wählte aber nicht immer den richtigen Laufweg. Wirtz wurde von den Portugiesen extrem eng bewacht und kam so zunächst nicht zur Entfaltung.
Portugal wurde plötzlich aktiver
In der deutschen Defensive überzeugte zunächst Koch als umsichtiger Abwehrchef – und das nicht nur bei seiner klasse Abwehraktion im Strafraum in höchster Not gegen Pedro Neto (33.). Die Portugiesen, bei denen in der Startelf die beiden frisch gekürten Champions-League-Gewinner Vitinha und Gonçalo Ramos fehlten, blieben bei Kontern gefährlich.
Die erste gefährliche Chance nach dem Seitenwechsel hatte erneut Ronaldo, der nach einer Hereingabe von außen den Ball nur leicht mit der Fußspitze erreichte und dadurch das Tor verfehlte (47.). Vorausgegangen war ein Abspielfehler von Jonathan Tah.
Es wirkte wie ein Weckruf für das deutsche Team, das nur eine Minute später durch Wirtz in Führung ging. Der Treffer wurde auch nach einem VAR-Check nicht einkassiert, das leichte Blocken von Woltemade gegen Rúben Dias war regelkonform.
Angesichts des Rückstandes agierten die Portugiesen mit dem eingewechselten Vitinha wesentlich aktiver. Ter Stegen, der nach neun Monaten Länderspielpause wegen einer schweren Knieverletzung wieder das deutsche Tor hütete, geriet deutlich mehr in den Fokus. Beim Ausgleich durch den kurz zuvor eingewechselten Conceição per Schlenzer ins lange Eck war der Barça-Profi chancenlos. Der ebenfalls eingewechselte Robin Gosens hatte den Torschützen auf der linken Abwehrseite entwischen lassen.
Auch beim zweiten Gegentreffer wirkte die deutsche Defensive indisponiert. Ronaldo musste nach einem herausragenden Doppelpass von Bruno Fernandes und Nuno Mendes nur den Fuß hinhalten für sein 137. Länderspieltor. Auch danach waren die Gäste gefährlicher, Conceição verpasste seinen zweiten Treffer nur um wenige Zentimeter (82.). Im Gegenzug traf Karim Adeyemi nur den Außenpfosten. Später konnte sich ter Stegen noch einige Male auszeichnen.
- Eigene Beobachtung
- ZDF-Interview mit Robin Koch
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa