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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Streit um Neuausrichtung bei Thyssenkrupp IG Metall und Betriebsrat warnen vor Zerschlagung

Thyssenkrupp plant, den Konzern neu aufzustellen und mehrere Geschäftsbereiche zu verselbstständigen. Betriebsrat und Gewerkschaft kritisieren das Vorgehen des Unternehmens.
Nach der Ankündigung von Thyssenkrupp, sich strategisch neu auszurichten, regt sich scharfer Protest von Betriebsrat und IG Metall. In einer gemeinsamen Erklärung kritisieren die Arbeitnehmervertreter mangelnde Transparenz, fehlende Einbindung und warnen eindringlich vor einer möglichen Zerschlagung des Traditionskonzerns.
Am Wochenende war durch Medienberichte bekannt geworden, dass Thyssenkrupp offenbar tiefgreifende Veränderungen plant – inklusive möglicher Börsengänge einzelner Sparten. Am Montag bestätigte der Konzern diese Pläne offiziell. Für die Arbeitnehmerseite kam das überraschend: Man sei bisher nicht "angemessen in die strategische Diskussion eingebunden" gewesen, heißt es in der Erklärung des Konzernbetriebsrats und der IG Metall.
Zwar zeigen sich die Gewerkschafter grundsätzlich offen für eine Neuausrichtung, verlangen aber "Leitplanken", die Beschäftigung und Standorte langfristig sichern. Der Konzern müsse nun seine Pläne vollständig und zeitnah offenlegen. Einseitige Entscheidungen im Sinne der Aktionäre und auf Kosten der Beschäftigten werde man nicht akzeptieren.
Kritik an Führung und Umgang mit Beschäftigten
Tekin Nasikkol, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats, macht das Management früherer Jahre für die derzeitige Lage verantwortlich. "Die Kolleginnen und Kollegen tragen keine Schuld an der Situation, in der sich Thyssenkrupp heute befindet", sagte Nasikkol. Man erwarte daher vom Vorstand mehr Sensibilität im Umgang mit den arbeitenden Menschen im Unternehmen. Dass gleichzeitig Sparprogramme laufen und Führungskräfte zu Tagungen ins Ausland reisen, sorge zudem in der Belegschaft für Unverständnis.
Auch Jürgen Kerner, Vizevorsitzender der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratschef bei Thyssenkrupp, mahnt: "Den Konzern zu filetieren und nach und nach an die Börse zu bringen – ohne Perspektiven für Mitarbeiter und Standorte – lehnen wir ab." Betriebsbedingte Kündigungen müssten ausgeschlossen werden.
Appell an Vorstand und Politik
Die Arbeitnehmerseite macht deutlich: Sie ist bereit, neue Wege mitzugehen – aber nicht um jeden Preis. Sie fordert vom Vorstand mehr Rücksicht auf die Belegschaft und verlangt eine Zukunftsstrategie, die soziale Verantwortung mit wirtschaftlichem Umbau vereint. Betriebsrat und Gewerkschaft machen deutlich: "Einer Zerschlagung werden wir uns entschieden entgegenstellen."
- Gemeinsame Erklärung des Konzernbetriebsrats und der IG Metall am 26. Mai 2025 (per E-Mail)
- Eigene Berichterstattung zum Thema auf t-online.de